Salzburg/ Österreich 25.02.–08.03.1999
Eine Stadt ist ein lebender Organismus, in dem alle Organe in einem harmonischen Zusammenspiel wirksam sind. Bei oberflächlicher Betrachtung ist Salzburg ein funktionierender Organismus – ein schöner noch dazu. Wie schaut es aber im Inneren aus? Alles, was schön ist, ist nicht immer wirtschaftlich – und gewiss ist wirtschaftlich nicht immer schön. Sieht ein Kompromiss so aus, dass immer mehr Geschäfte in die Vororte auswandern? Wem gehört die Stadt? Heißt Besitz auch Verantwortung? Gibt es Leben hinter den Fassaden?
Geplant war, für die Räumlichkeiten der Internationalen Salzburg Association eine Videoinstallation zu realisieren, die das Leben in der Stadt und das Sterben des Stadtlebens in einer kritischen Betrachtung in den Mittelpunkt stellt.
Hartwig Mülleitner hat seine Arbeit in zwei Teile unterteilt, die in Bezug zueinander ein Ganzes bilden. Ein Teil der Installation ist ein Nest mit einem darin liegenden Bildschirm. Das Nest ist aus zertrümmertem und zersägtem Holz geflochten, das von Möbeln aus leerstehenden Geschäften und Wohnungsverlassenschaften stammt.
Der zweite Teil ist ein Videofilm, der im Kaiviertel – einem Stadtteil der Salzburger Altstadt – gedreht worden ist. Gefilmt wurden leerstehende Geschäfte und Geschäftsauslagen des damals sehr unbelebten Kaiviertels.
Der Film ist eine Art Collage. Wie in der Technik eines Malers legt der Künstler Schicht für Schicht immer wieder über das bereits vorhandene Material. Das geschnittene Video wurde wieder gefilmt und über das bereits vorhandene gelegt. Der dabei entstandene Qualitätsverlust wurde dabei bewusst in Kauf genommen: Es ist nicht mehr wichtig, welches Geschäft gerade im Bild ist – viel wesentlicher ist es, die Leere und den Verlust von Lebendigkeit zu spüren, die droht, von einem ganzen Stadtviertel Besitz zu ergreifen.
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