Oberndorf/Österreich 18.12.1997–18.01.1998
Als die Oberndorfer Kulturinitiative „KNIE“ von der Gemeinde ein jahrzehntelang leerstehendes ehemaliges Zollhäuschen zur Verfügung gestellt bekommt und es in einen Ort der Begegnung für Konzeptkunst und zeitgenössische Werke verwandelt, lassen die Neider nicht lange auf sich warten. Viele Kuckucke wollen plötzlich ihre Eier in das gemachte Nest legen. – Diese aktuelle Situation greift Hartwig Mülleitner mit seiner Rauminstallation mit dem Titel „Über gelegte und ungelegte Eier“ auf.
Die miteinander verflochtenen Äste von drei Zwetschkenbäumen liefern die Grundlage für ein Nest, das mit einem Durchmesser von drei Metern den Raum zur Gänze einnimmt. In das Nest legt der Künstler drei überdimensionale weiße Gipseier, die zukünftige Arbeiten der Initiative symbolisieren. Mit einem Diaprojektor werden bereits realisierte Projekte, die „gelegten Eier“ – Ausstellungen und andere Aktionen der Kulturinitiative in der Vergangenheit –, auf die Gipseier projiziert. Nicht nur das Nest, auch die drei Stämme der Obstbäume, die den Eingang zum Pavillon blockieren, schützen symbolträchtig den Nestinhalt vor ungewollten Eindringlingen – die Installation ist nur durch Fenster und Tür zu betrachten.
Das Nest als sicherer Ort des „Ausbrütens“ kann unter anderem als Metapher für den schöpferischen Prozess in der Kunst verstanden werden. Hartwig Mülleitner interpretiert mit seinen Nestern Natur und Kulturvorgänge in der Tiefe ihrer wohl wesensverwandtesten Verflechtung. Es liegt nahe, das Nest als eigene Weiterentwicklung seiner Ringskulpturen zu interpretieren, wobei er hier bewusst die Dynamik des organisch Gewachsenen, gebunden in eine Spannung des Geflechts, einsetzt.