Botanischer Garten | Linz/Österreich 1997
Die „Symbiosophie“ steht für die „Weisheit des Zusammenlebens“, eine Weisheit, die im menschlichen Miteinander und auch im Umgang mit der Natur bisweilen in Vergessenheit zu geraten scheint.
„Symbiose“ bezeichnet pragmatisch das Zusammenleben verschiedener Arten zum gegenseitigen Vorteil, wobei diese durch ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis ihre Autonomie verlieren. – Der Botanische Garten in Linz ist zweifellos ein Ort der Natur und ist doch keine reine Natur mehr. Vom Menschen geplant und gestaltet, gefügt und gezähmt, hat sie ihre Ursprünglichkeit verloren und dient als Kulturland zum Naturschauen.
Diese Thematik nimmt Hartwig Mülleitner mit seiner Skulptur „Symbiose“ für die oberösterreichische Gartenanlage auf. Seine Arbeit zeigt, wie subtil und waghalsig das Verhältnis von Menschheit und Natur ist. Dabei wird deutlich, wie leicht das Gleichgewicht aus den Fugen geraten kann. Uns Menschen fällt es leicht, die Natur unterzuordnen, ohne zu realisieren, dass wir nur ein Teil derselben sind. Manchmal, so scheint es, wenn wir zu unbedacht werden, schleudert uns die Natur ihre elementaren Kräfte entgegen, wie um uns daran zu erinnern, dass wir im direkten Kräftevergleich immer den Kürzeren ziehen.
Der Künstler versteht Symbiose als Gleichgewicht zwischen Selbstständigkeit und Gegenseitigkeit. Naturerkenntnis wird so zur Selbsterkenntnis. Wer die Natur versteht, erhält auch Einblick in die Natur des Menschen.
„Symbiose“ gehört zu den seltenen Werkstücken Mülleitners, das nicht vor Ort entstanden ist, sondern nach intensiver Verinnerlichung des künftigen Standortes an einem anderen Platz realisiert wurde. Der Bildhauer führte die Arbeiten mit Untersberger „Marmor“ direkt am Geburtsort des Steines, dem Steinbruch am Untersberg, aus.